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Location Berlin, Germany
professorin Gabi Schillig
Lecturer Elke Sterling-Presser
Year 2018/19/20 Digital Design
Universität der Künste
Institut für transmediale Gestaltung
Teaching, Lecturer Raumbezogenes Entwerfen und Ausstellungsgestaltung, Berlin, Germany, 2018/19/20/21
raum, körper, bewegung, objekt, materialität, digitalität, interaktion, dialog und kommunikation: im entwurfsbereich raumbezogenes entwerfen und ausstellungsgestaltung werden künstlerisch-experimentelle methoden in der gestaltung von kommunikation im raum in unterschiedlichen maßstäben und kontexten entwickelt und erprobt. räumliche strukturen werden dabei in ihrer multidimensionalität als spezifische systeme räumlicher kommunikation verstanden. experimentelle gestaltungsmethoden und die daraus folgende konzeption sowie das entwerfen und realisieren von strukturen, räumen, objekten, situationen und ausstellungen fließen ineinander.
http://spacesofcommunication.de/
konstruierte freiheit
über fensterausschnitte sehe ich fragmentarische fetzen privater alltagsräume. es sind wie gesehene gedankenfetzen, die neu zusammengebaut werden wollen. einzelne bruchstücke werden neu zusammengesetzt, verknüpft und existieren noch ungeformt in meiner fantasie. durch eine konstruierte unterhaltung via videokonferenz von hannah arendt und peter weibel suche ich nach antworten was sich dahinter (dem screen) abspielt.
alexandra mümmler, raiko sánchez
the bed, 2020 ed.
die intimste räumliche einheit, das bett, wird in der krise zum öffentlichen möbel und beeinflusst so unser verhältnis zum öffentlichen raum. eindringliche bilder von provisorisch umfunktionierten sport– und messehallen, höhlenartige räume mit hunderten von leeren betten in einem raster, streichen die fassade einer neuen stadt (beatriz colomina, 2020). gleichzeitig wird das bett in der heute entstehenden ferngesellschaft (peter weibel, 2020), in der ich mich als körper nicht mehr bewegen darf/kann/muss zum zentralen schauplatz global vernetzter aktivitäten. sich hineinlegen heißt nicht mehr zur ruhe kommen.
drüber
die städte bieten nichts unerwartetes, erregendes mehr. sie haben sich verdichtet, versiegelt, die luft steht zwischen den hausfassaden, abgase, die ampel piept, wir schauen aus dem fenster, in andere fenster, auf mauern und straßen. in neutralen öffentlichen räumen kommt es nicht zur entwicklung gemeinsamer geschichten, dafür müssen wir die kollektivität des raumes wieder herstellen. wir sehnen uns nach freiräumen, außenräumen, nach orten für begegnung und austausch. ich denke an einen ort. die luft ist frischer hier und es ist windiger als unten. dieser ort ist keine gegenwelt, sondern facette des urbanen. wir suchen einen reiz, eine aufforderung, eine verunsicherung. der ort lässt uns schwanken, er lässt sich aneignen. der blick geht nach oben und löst sich. erweiterung des raums, auflösung gewohnter konstrukte. spielerisch lebende menschen denken vertikal. wir legen den kopf zur seite beobachten, ob es oben heller ist als unten. veränderung des blickwinkels nach oben ermöglicht uns ein neues nachdenken über zukunft freiräume zusammen-leben unsere realitäten sind brüchig, trotz stabiler fakten. das bedeutet, dass sie nicht endgültig sind wie sie sind. es gibt spielraum ins unbestimmte.
in one´s right mind
die künste fungieren in zeiten globaler ohnmacht nicht als mittel des bürgerlichen zeitvertreibs oder als kulturelle ablenkung, sondern werden entschieden in den verlauf der geschehnisse eingebunden. von ihnen wird erwartet, die lage politisch, emotional und kulturell zu verarbeiten, den irrweg in die krise zu analysieren sowie utopische szenarien für die zeit danach zu entwerfen. wer jedoch befindet sich in der zentralen position, autor_in der zukunft zu sein? wodurch erlangt man die fähigkeit, zusammenleben und gesellschaft radikal neu zu denken und diese vorschläge einer breiten öffentlichkeit zu vermitteln? und wie können auch jene daran teilnehmen, deren alltag nicht schon ohnehin darin besteht, diese debatten mittels journalistischer, künstlerischer und intellektueller beiträge zu bereichern? der blick über die eigene position hinweg fällt oft schwer, beginnt mit unverständnis und endet mit paternalismus. gleichzeitig kreiert die diskussion in vertrauter umgebung ihre eigene echokammer, deren inhalte sich wiederholen und aufeinander beziehen. die großen aushängeschilder der krisenbedingten begleiterscheinungen formulieren im gleichklang die allseits bekannte hymne von ermüdenden videokonferenzen, fehlenden kultureinrichtungen und verschmelzendem home und office. was aber passiert hinter den offensichtlichen problemstellungen? wessen konflikte sind zu klein, zu intim oder zu irrelevant, um medial verbreitet zu werden? welche bedürfnisse werden dieser tage vernachlässigt und bleiben unbefriedigt? ein blick in zahlreiche foren eröffnet perspektiven auf pandemisch geprägte „life failures“, deren erzählungen vom fehlschlagen aus den tiefen des internets geholt und digital materialisiert werden. es entsteht ein stadtbild des scheiterns, ein berg, dessen gipfel nicht das ziel, sondern unerfüllte wie unerreichbare bedürfnisse darstellt.
Sterling Presser
Architects Engineers PartGmbB
BERLIN, Germany